Wie kamst du auf die Idee vom eigenen Brautladen?
Schon während meiner Ausbildung habe ich nebenbei in einem Brautgeschäft gearbeitet. Von da an habe ich auch für Freundinnen und Verwandte Brautkleider auf Maß designed und gefertigt. Schnell hatte ich mein Herz an das Produkt Hochzeitskleid verloren und es war klar: Irgendwann werde ich diesen Schritt gehen.
Was hast du vorher gemacht?
Bevor ich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt habe, konnte ich ein paar Jahre Berufserfahrung – zwar auch in der Mode Branche, aber für ein komplett anderes Produkt – als Designerin sammeln. Ich entwickelte Arbeits- und Outdoor-Bekleidung und konnte dabei trotz der komplett anderen Anforderungen meinen hohen Qualitätsanspruch an Stoffe und Verarbeitungsweisen weiter ausbauen.
Ich lernte viel über die Entwicklungsprozesse und Beschaffungsketten eines Kleidungsstücks, bevor es letztendlich für den Kunden im Laden hängt. Das war eine unglaublich spannende und lehrreiche Zeit für mich, welche mir heute sehr hilft im harten Fashion-Biz Fuß zu fassen.
Gibt/gab es ungeplante Schwierigkeiten?
Natürlich gibt es immer Dinge mit denen man vorher nicht gerechnet hat. Vor allem Corona war – wie für die komplette Branche – ein großes Problem. Das Brautmodengeschäft ist schon immer ein sehr saisonales Geschäft, welches schlecht planbar ist und viele Überraschungen für einen bereit hält. Die Pandemie hat dem Ganzen nochmal die Krone aufgesetzt und vor allem unsere ersten Geschäftsjahre auf eine ganz andere Probe gestellt.
Hätte ich Corona vorhersehen können, hätte ich mir sicherlich einen anderen Zeitpunkt rausgesucht. Deshalb würde ich sagen: Der Schritt in die Selbstständigkeit war die beste, der Zeitpunkt die schlechteste Entscheidung meines bisherigen Lebens. Im Großen und Ganzen sind wir aber gut durchgekommen und an all‘ dem gewachsen.
Was sind deine Lieblingstätigkeiten?
Oh, da gibt es Einige! Am allerliebsten freue ich mich mit der Braut, wenn sie ihr Traumkleid gefunden hat. Ziemlich dicht gefolgt von der Körperform-Analyse, die mir dabei hilft den richtigen Schnitt für die Braut herauszufinden oder mir bei den Absteckterminen zeigt, wo für die perfekte Passform noch ein zusätzlicher Abnäher fehlt.
Was möchtest du deinen Kundinnen mit auf den Weg geben?
Das Wichtigste zuerst: Macht euch bitte nicht verrückt! Die Brautkleidsuche soll mit der schönste Prozess vor eurer Hochzeit sein. Ich verwende bewusst das Wort „Prozess“, weil ich immer wieder Bräute erlebe, die sich entweder von aufgeregten Begleitpersonen verunsichern oder von großen Brautmodegeschäften, bei denen das schnelle Geschäft und Umsatz im Vordergrund steht, unter Druck setzen lassen. Haltet euch immer vor Augen, was ihr euch vorgestellt habt, lasst euch Zeit und hört auf euer Bauchgefühl. Gerade das Bauchgefühl ist am Ende des Tages nämlich immer das, was Recht behält – nicht die Schwiegermutter und auch keine Verkäuferin. 😉
Stellt euch hingegen selbst folgende Fragen: Habe ich mir mein Kleid so vorgestellt? Passt es zum allgemeinen Setting der Hochzeit? Wie fühle ich mich und wie kann ich mich darin bewegen? Sind nur passformtechnische Anpassungen nötig oder muss ich das Design des Kleides verändern lassen, damit es zu meinem Kleid wird? Wenn du letzteres in Erwägung ziehst, hier mein ganz klarer Rat: Lass es! Wenn es nicht dein Kleid ist, ist es nicht dein Kleid.
Wenn dir eine Verkäuferin Design-Änderungen vorschlägt, beachte bitte, dass diese in den meisten Fällen die Arbeiten nicht persönlich umsetzen wird. Somit stehst du später, wahrscheinlich kurz vor deiner Hochzeit, mit einer Illusion alleine beim Schneider. Obwohl zwei unserer drei Mitarbeiterinnen Maßschneiderinnen sind und die meisten Design-Anpassungen theoretisch kein Problem für uns wären, raten wir in den meisten Fällen davon ab.
Denn stell dir doch mal vor, du könntest eine Beziehung mit einem Mann eingehen, den du eigentlich gar nicht attraktiv findest. Dessen Arbeitskollege, den du gar nicht kennst, dir aber verspricht: Wenn du ihn heiratest, wird er dir gefallen! Würdest du dich für oder gegen ihn entscheiden? 😉